Nach mehreren Jahren enormer Belastung gibt es erstmals seit Beginn der Pandemie wieder positive Entwicklungen in der beruflichen Gesundheit von Pflegekräften. Der aktuelle Berufsgesundheitsindex, erhoben von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege sowie der Deutschen Rentenversicherung Bund, zeigt eine leichte Erholung sowohl in der Alten- als auch in der Krankenpflege. Auch wenn die aktuellen Werte noch immer unter dem Referenzjahr 2013 liegen, markieren sie dennoch eine wichtige Trendwende.
Ein deutlicher Fortschritt zeigt sich bei der Einkommenszufriedenheit. Pflegekräfte fühlen sich finanziell besser aufgestellt als in den Vorjahren, was sich in einem deutlichen Anstieg der Indexwerte widerspiegelt. Dieser positive Trend bedeutet jedoch nicht automatisch, dass sich auch die Zufriedenheit im Arbeitsalltag erhöht. In der Altenpflege hat die allgemeine Arbeitszufriedenheit zum dritten Mal in Folge abgenommen, während sie in der Krankenpflege zwar stabil geblieben ist, aber trotzdem unter dem Ausgangswert liegt. Die Zahlen machen deutlich, dass finanzielle Anerkennung zwar wichtig ist, jedoch nicht ausreicht, um die Belastungen im Berufsalltag zu kompensieren.
Arbeitsbedingungen bleiben ein zentrales Problem
Trotz der Verbesserung in einzelnen Bereichen verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen weiter. Pflegekräfte berichten zunehmend von häufig wechselnden Arbeitszeiten, die kaum Planbarkeit ermöglichen und zu erheblicher Belastung führen. Zudem nimmt die Zahl befristeter Arbeitsverhältnisse zu, was zusätzliche Unsicherheit schafft. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass strukturelle Herausforderungen weiterhin ungelöst sind und den Arbeitsalltag vieler Pflegekräfte erheblich erschweren.
Positiv wirkt sich der Rückgang der Verdachtsmeldungen auf Berufskrankheiten aus. Während der Pandemie war ein Großteil dieser Meldungen auf Covid-19 zurückzuführen. Mit dem Rückgang dieser Fälle verbessern sich die Werte in der Dimension Arbeits- und Erwerbsfähigkeit deutlich. Dennoch bleibt die Gesamtbelastung hoch. Die durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeitstage liegen sowohl in der Alten- als auch in der Krankenpflege weiterhin deutlich über dem Durchschnitt aller Berufsgruppen. Auch das Risiko, eine Erwerbsminderungsrente beziehen zu müssen, bleibt erhöht und zeigt, wie herausfordernd die Arbeit nach wie vor ist.
Ein interessanter Aspekt des Indexes betrifft das öffentliche Meinungsklima. In der Altenpflege hat sich dieses spürbar verschlechtert, was auf Berichte über Insolvenzen von Einrichtungen und Diskussionen rund um die Pflegeversicherung zurückgeführt wird. Diese Darstellung in den Medien beeinflusst nicht nur das gesellschaftliche Bild, sondern auch die Motivation und das Selbstverständnis der Beschäftigten. In der Krankenpflege hingegen zeigt sich ein leicht positiver Trend, der durch Berichte zu Krankenhausfinanzierung und Versorgungsstrukturen gestützt wird.
Der Berufsgesundheitsindex verwendet das Jahr 2013 als Referenzpunkt. Werte über 100 signalisieren Verbesserungen, während Werte unter 100 auf eine Verschlechterung hinweisen. Dass beide Pflegebereiche aktuell unter dieser Marke liegen, verdeutlicht, wie groß die Herausforderungen weiterhin sind – trotz der ersten positiven Signale. Die Ergebnisse zeigen eine Branche, die sich nur langsam von den Auswirkungen der Pandemie erholt und gleichzeitig weiterhin schwer mit strukturellen Belastungen zu kämpfen hat.
Fazit: Positive Entwicklung mit deutlichem Handlungsbedarf
Die jüngsten Ergebnisse stimmen vorsichtig optimistisch. Verbesserungen bei der Einkommenszufriedenheit und der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit zeigen, dass sich Teile der Situation stabilisieren. Dennoch bleibt der Pflegeberuf stark belastet. Hohe Ausfallzahlen, schwierige Arbeitsbedingungen und eine oftmals kritische Medienlandschaft machen deutlich, dass weiterhin dringender Handlungsbedarf besteht. Eine nachhaltige Entlastung kann nur entstehen, wenn umfassende strukturelle Verbesserungen erfolgen – denn die Pflege ist und bleibt eine der wichtigsten Säulen unseres Gesundheitssystems und verdient entsprechende Unterstützung.











