Viele Menschen, die an Demenz erkrankt sind, scheinen in einer eigenen Welt zu leben. Doch es gibt Wege, sie wieder stärker in die Realität zurückzuholen – ganz ohne Medikamente. Eine vielversprechende Methode, die wissenschaftlich belegt ist, ist die Musiktherapie. Welche Bedeutung diese Erkenntnisse für die Praxis haben, zeigt sich immer deutlicher.

Eine berührende Szene aus einer Dokumentation von 2014 verdeutlicht dies. Eine 90-jährige Frau kann sich auf die Frage, wie ihr Leben war, kaum erinnern. „Ich habe so viel vergessen. Es tut mir leid“, sagt sie traurig. Doch nur wenige Minuten später sprudeln die Erinnerungen nur so aus ihr heraus. Der Auslöser? Sie hört über Kopfhörer Musik von Louis Armstrong. Die Kraft der Musik erweckt ihre Erinnerungen und Lebensgeschichten. 

Wissenschaft bestätigt: Musik fördert kognitive Fähigkeiten

Die positive Wirkung von Musik auf Menschen mit Demenz ist inzwischen gut belegt. Eine zusammenfassende Analyse von acht Studien, die bereits 2020 veröffentlicht wurde, zeigt, dass Musiktherapie die kognitiven Fähigkeiten von Demenzpatienten verbessern kann. Die ForscherInnen stellten fest, dass Musik nicht nur die Lebensqualität direkt nach der Behandlung verbessert, sondern auch langfristige Depressionen lindern kann. Am wirksamsten war das einfache Musikhören, aber auch gemeinsames Singen zeigte positive Effekte.

Ein weiteres Forscherteam konzentrierte sich in einer umfassenden Übersichtsstudie aus dem Jahr 2024 ausschließlich auf Alzheimer-Patienten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Musiktherapie die Hirnleistung, Sprachfähigkeit, Orientierung und das Gedächtnis der Betroffenen verbessern kann. Besonders bemerkenswert: Musik hilft auch, Unruhe zu verringern – ein häufiges Symptom bei Menschen mit Demenz. Diese Erkenntnisse wurden im Fachjournal „Frontiers of Psychology“ veröffentlicht.

Auch in der Praxis sind diese Effekte gut erkennbar. Eine Musikerin, die regelmäßig in Pflegeeinrichtungen auftritt, berichtet: „Bei unseren Konzerten waren Menschen im Publikum, die scheinbar auf nichts mehr reagierten. Doch bei bekannten Liedern aus ihrer Kindheit oder bei Weihnachtsliedern fingen sie plötzlich an mitzusingen. Sie konnten den Text, als wäre er nie verloren gewesen.

Die Zahl der Demenzkranken steigt weltweit rapide an. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind derzeit etwa 55 Millionen Menschen betroffen. Diese Zahl könnte bis 2030 auf 78 Millionen und bis 2050 auf 139 Millionen ansteigen. Demenz wird häufig als Alterskrankheit betrachtet, doch in etwa 9 Prozent der Fälle tritt die Erkrankung vor dem 65. Lebensjahr auf.

Prävention: Bis zu 45 Prozent der Demenzfälle vermeidbar

Früher galt Demenz oft als unvermeidbar, doch heute gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass sich viele Fälle verhindern oder verzögern lassen. Risikofaktoren sind unter anderem Bewegungsmangel, Übergewicht, Diabetes, Rauchen, Alkoholkonsum, Bluthochdruck, soziale Isolation, Depressionen, geringe Bildung und Hirnverletzungen. Auch Hörverlust und Luftverschmutzung spielen eine Rolle.

Die Lancet-Kommission sorgte kürzlich mit einer neuen Einschätzung für Aufsehen: Laut ihren Erkenntnissen lassen sich bis zu 45 Prozent aller Demenzfälle durch gezielte Maßnahmen verhindern oder verzögern. Neben den bereits bekannten Risikofaktoren nennt die Kommission auch Sehverlust und hohe Cholesterinwerte als weitere beeinflussbare Faktoren.

Welt-Alzheimertag: Bewusstsein schaffen und Unterstützung bieten

Demenz ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen, die Gedächtnis, kognitive Fähigkeiten und Verhalten beeinflussen. Die Alzheimer-Krankheit ist mit einem Anteil von 60 bis 70 Prozent die häufigste Form. Um auf die Bedürfnisse von Alzheimer-Patient aufmerksam zu machen, findet am 21. September der Welt-Alzheimertag statt. In vielen Städten gibt es an diesem Tag Vorträge, Benefizkonzerte und andere Veranstaltungen, die das Bewusstsein für diese Erkrankung schärfen sollen.

In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Demenzkranke. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft betont, dass auch wenn eine Heilung der Krankheit derzeit nicht möglich ist, Betroffenen durch medizinische Behandlung, Beratung, soziale Betreuung und fachkundige Pflege geholfen werden kann. Musik gilt dabei als direkter Weg zu den Demenzkranken. Die positiven Effekte der Musiktherapie bieten Hoffnung und zeigen, dass es Möglichkeiten gibt, die Lebensqualität von Demenzpatienten deutlich zu verbessern.

Fazit: Musik als Brücke zur Erinnerung

Die Musiktherapie eröffnet einen neuen, nicht-medikamentösen Weg, um die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern. Sie fördert nicht nur kognitive Fähigkeiten, sondern weckt auch Erinnerungen und lindert Unruhe. In einer Welt, in der die Zahl der Demenzkranken weiter ansteigt, ist es umso wichtiger, auf innovative und wirksame Methoden wie die Musiktherapie zu setzen.

Im Aktivierungsportal magic minutes gehört der Themenbereich „Musik“ zu den beliebtesten und meist benutzten Inhalten. Die zahlreichen verschiedenen Musikstücke, über Volks- und Schlager- bis hin zu Weihnachtsliedern, aktivieren Menschen mit Demenz und wecken schöne Erinnerungen.