Die Digitalisierung in der Pflege ist längst keine Zukunftsvision mehr – sie ist notwendige Realität. Digitale Pflegedokumentation, digitale Schulungsangebote, Telemedizin, vernetzte Kommunikation oder digitale Teilhabe für Bewohnerinnen und Bewohner: All das kann die Arbeit im Pflegealltag erleichtern und gleichzeitig die Versorgungsqualität verbessern. Doch vielerorts scheitert der Fortschritt an etwas so Grundlegendem wie WLAN.
Noch immer verfügen nicht alle Pflegeeinrichtungen über eine flächendeckende und stabile Internetanbindung. Das erschwert nicht nur den Einsatz moderner technischer Lösungen, sondern verhindert auch Angebote, die längst verfügbar und vielfach erprobt sind, wie magic minutes als Aktivierungsportal für die Betreuung. Besonders in ländlichen Regionen oder kleineren Trägerstrukturen fehlen oft die finanziellen Mittel, um die nötige Infrastruktur zu schaffen. Damit bleiben digitale Chancen ungenutzt – zum Nachteil der Pflegekräfte, der Pflegebedürftigen und letztlich auch der Angehörigen.
Um genau hier anzusetzen, hat der Freistaat Bayern nun eine richtungsweisende Maßnahme angekündigt: Die sogenannte „100 % WLAN-Strategie“ soll Pflegeeinrichtungen bei der technischen Aufrüstung nachhaltig unterstützen. Im Rahmen der „HighCare Agenda“ stellt das bayerische Gesundheitsministerium unter Leitung von Ministerin Judith Gerlach bis Ende 2027 insgesamt 15 Millionen Euro zur Verfügung. Diese Mittel ergänzen die bestehende Bundesförderung, die bislang bis zu 40 Prozent der Kosten für digitale Infrastruktur, maximal jedoch 12.000 Euro, übernimmt. Bayern verdoppelt diese Summe durch eine Komplementärfinanzierung – mit dem Ergebnis, dass Pflegeeinrichtungen künftig bis zu 24.000 Euro Förderung erhalten können, während ihr Eigenanteil auf nur noch 20 Prozent sinkt.
Die Landesregierung verfolgt damit das Ziel, die digitale Transformation im Pflegesektor nicht nur anzustoßen, sondern konkret umzusetzen. Die technische Ausstattung soll den Arbeitsalltag der Pflegekräfte spürbar erleichtern, Prozesse effizienter gestalten und die Teilhabe der Pflegebedürftigen verbessern. Denn erst mit stabiler Netzabdeckung können digitale Anwendungen wirklich in den Versorgungsalltag integriert werden – sei es durch Schulungstools, mobile Dokumentation oder digitale Kommunikation mit Angehörigen.
Antragsberechtigt für die neue Förderung sind alle stationären Pflegeeinrichtungen in Bayern, sofern sie einen Zuwendungsbescheid der Pflegekasse erhalten haben, der nach dem 1. April 2025 ausgestellt wurde. Die Initiative ist Teil eines größeren Programms: Insgesamt stellt Bayern im Rahmen der „HighCare Agenda“ bis 2029 rund 31 Millionen Euro für die Modernisierung der Pflege bereit. Die Strategie steht unter dem Leitsatz „Pflege für morgen – selbstbestimmt, ganzheitlich, generationengerecht, regional verfügbar und digital unterstützt“.
Es ist höchste Zeit, dass WLAN in Pflegeeinrichtungen zur Selbstverständlichkeit wird – nicht nur, um digitale Angebote nutzen zu können, sondern um Pflege zukunftsfähig, menschlich und effizient zu gestalten. Die „100 % WLAN-Strategie“ ist ein starkes Signal in diese Richtung. Bleibt zu hoffen, dass andere Bundesländer nachziehen – und dass die digitale Infrastruktur bald nicht mehr als Projekt, sondern als Standard gilt.