Pflege wird immer teurer, die Eigenanteile steigen rasant, und viele Angehörige stoßen an ihre finanziellen Grenzen. Während die Politik über Finanzierungsmodelle und Reformen diskutiert, bleibt eine entscheidende Frage unbeantwortet: Warum sprechen wir so wenig über die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit? Statt sich ausschließlich auf die Finanzierung zu konzentrieren, sollten wir viel stärker die Ursachen in den Blick nehmen – und aktiv gegensteuern.
Pflegebedürftigkeit ist nicht unvermeidbar
Natürlich gibt es Erkrankungen, die sich nicht verhindern lassen. Doch viele Pflegefälle entstehen durch beeinflussbare Faktoren: Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, soziale Isolation und mangelnde Vorsorge. Trotzdem spielt Prävention in Deutschland bislang eine untergeordnete Rolle. Während Milliarden in die Pflege fließen, bleibt gezielte Gesundheitsförderung oft ein Randthema. Dabei könnte eine systematische Prävention nicht nur das Leben vieler Menschen verbessern, sondern auch enorme Kosten sparen.
Die Schlüssel zur Gesundheit
Studien belegen, dass körperliche Aktivität das Risiko für Pflegebedürftigkeit drastisch senken kann. Dennoch fehlt es an systematischer Förderung. Warum gibt es keine flächendeckenden, kostenfreien Bewegungskurse für SeniorInnen, finanziert durch die Krankenkassen? Warum fehlen spezialisierte Trainingszentren für Muskelaufbau und Sturzprävention? Investitionen in Bewegungsangebote könnten viele ältere Menschen länger gesund und unabhängig halten – und gleichzeitig die Pflegekosten senken. Viele ältere Menschen ernähren sich einseitig oder unzureichend, was ihr Immunsystem schwächt, Muskelabbau fördert und das Risiko für Pflegebedürftigkeit erhöht. Ernährungsberatung und gezielte Unterstützungsangebote könnten hier Abhilfe schaffen. Dennoch bleibt das Thema weitgehend unbeachtet.
Isolation macht krank. Wer wenig soziale Kontakte hat, wird häufiger pflegebedürftig. Dennoch fehlt es vielerorts an Begegnungsmöglichkeiten und sozialen Programmen. Warum gibt es nicht flächendeckend Mehrgenerationenprojekte oder ehrenamtliche Besuchsdienste? Maßnahmen gegen Einsamkeit sind nicht nur menschlich sinnvoll, sondern auch gesundheitsfördernd.
Digitalisierung als Chance für Prävention
Smarte Technologien könnten einen entscheidenden Beitrag leisten. Sensoren zur Sturzerkennung, Gesundheits-Apps oder digitale Assistenzsysteme könnten ältere Menschen unterstützen und frühzeitig auf Risiken hinweisen. Auch das Aktivierungsportal magic minutes zur Aktivierung und Betreuung bei Demenz kann präventiv wirken und die kognitiven Fähigkeiten bei älteren Menschen erhalten bzw. fördern. So kann eine entstehende Demenz herausgezögert, oder eine bereits diagnostizierte Demenz in ihrer Entwicklung aufgehalten werden.
Die digitalen Inhalte in magic minutes werden außerdem im Zuge von Präventionsprojekten mit verschiedenen Krankenkassen gefördert, um das Thema Prävention besonders in stationären Pflegeeinrichtungen voranzubringen. Im Jahr 2015 wurde das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention in stationären Einrichtungen verabschiedet. Dadurch sind Pflegekassen zu Leistungen zur Prävention für die Versicherten in voll- und teilstationären Pflegeeinrichtungen verpflichtet. Das Ziel ist die Förderung der Gesundheitspotenziale der pflegebedürftigen Menschen, trotz ihrer körperlichen, kognitiven oder psychischen Beeinträchtigungen.
Fazit: Ein Umdenken ist nötig
Die steigenden Pflegekosten sind ein ernstes Problem. Doch anstatt nur über die Finanzierung zu sprechen, müssen wir uns endlich verstärkt der Prävention widmen. Ein umfassendes Programm für ältere Menschen mit den Schwerpunkten Bewegung, Ernährung, sozialer Teilhabe, Hausbesuchen und digitalen Innovationen wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Denn die beste Pflege ist die, die gar nicht erst nötig wird.